Rufen Sie uns an · +43 664 503 12 91 | Schreiben Sie uns · office@arbeitplus-tirol.at
„Eine der zentralen aktuellen Herausforderungen ist die (Aus)Bildung und Integration von Menschen in Gesellschaft und Arbeitsmarkt, die aufgrund ungleicher biografischer Chancen benachteiligt sind. Dazu sind neuartige Ansätze und Formen der Kooperation zwischen verschiedenen Akteuren notwendig,“ heißt es im Artikel „Die Kunst der sozialen Transformation“ (Best und Guhlemann, 2020)[1], der auf den sozial innovativen Ansatz, Kunst als integrativen Kooperationsprozess im Kontext arbeitsmarktintegrativer Sozialer Arbeit einzusetzen, verweist.
Auch im Netzwerk von arbeit plus – Soziale Unternehmen Tirol sind wir uns der positiven Wirkungen von Kunst und Kultur im Zusammenhang mit der Arbeit Sozialer Unternehmen bewusst: Zum einen kann kreative Auseinandersetzung sowohl für Klient:innen und Transitmitarbeiter:innen als auch für Schlüsselarbeitskräfte dazu dienen, Erfolgserleben und somit Empowerment zu generieren, gemeinsame Verständigung und Resilienz zu stärken und bislang unerkannte Skills und Talente zu Tage zu bringen. Zum anderen wird mit der Darbietung von Kunst – v.a. im öffentlichen Raum - auch wortwörtlich eine breite „Bühne“ geboten, die Anerkennung für die Tätigkeiten in Sozialen Unternehmen schafft.
In Tirol sind es vorrangig langjährige - oder aber auch ganz frische - Partnerschaften zwischen Sozialen Unternehmen und Kultureinrichtungen, die sozialen Mehrwert schaffen: So nutzen Kultur-Produzent:innen - von renommierte Bühnen bis hin zu jungen Festivals - die Second Hand Läden im Netzwerk von arbeit plus Tirol zum Erwerb oder zum Ausleihen origineller Requisiten.
Das Tiroler Landestheater leiht zum Beispiel regelmäßig Requisiten vom Verein WAMS und verleiht somit seinen Stücken das passenden historische Ambiente. Oder Horuck: Szenenbildner:innen von Theatern nutzen nur allzu gerne den Fundus der 1000+1m2 großen Flohmarkthalle des Sozialen Unternehmens, das Langzeiterwerbsarbeitslose dabei unterstützt, wieder am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. So etwas Michaela Senn, die künstlerische Leiterin des Theater prAEsent Innsbruck. In der aktuellen Tante Gert Doku „Aller guten Dinge“ erinnert sie sich an die Aufführungen des Stückes "All das Schöne", die mit Hilfe von Horuck so richtig gemütlich wurden: Nicht nur die Bühne, auch der Zuschauerraum wurde mit „pre-loved“ Mobiliar bestückt. Die Möglichkeit, sich die Requisiten direkt aus dem „Paradies für realistische Bühnenbilder“, wie Filmemacher Bert Walser Horuck beschreibt, liefern zu lassen, ist ein zusätzliches großes Plus! Das Soziale Unternehmen durfte heuer auch mit Stühlen sozusagen die „Hauptdarsteller“ im gleichnamigen Stück „Stühle“ bei den Haller Gassenspielen beisteuern!
Sitzgelegenheiten von Horuck sind auch beim grandionsen Nordkette Wetterleuchten Festival DAS Highlight! Auf 2.000 Meter Seehöhe kann man dort nämlich gemütlich auf den Horuck-Sofas chillen, Live-Musik und DJs hören und das einmalige Gebirgspanorama genießen! – Da fühlt man sich schnell einmal…
- womit wir schon bei der nächsten Kunstsparte angelangt wären, die eine kreative Schnittmenge mit Sozialen Unternehmen bildet: das bewegte Bild!
So hat etwa die Cine Tirol Film Commission erst kürzlich ein Interview mit Horuck Geschäftsführerin Martina Wolf-Kuntner geführt und für die Initiative „Green Filming Tirol“ ihre Expertise im Bereich der Nachhaltigkeit eingeholt. Wir freuen uns, dass Soziale Unternehmen, die häufig zu den Pionier:innen in Sachen Kreislaufwirtschaft und ökologisches Wirtschaften zählen, als Impulsgeber:innen für mehr Ressourcenschonung am Dreh- und Spielort nationaler und internationaler Filmdrehs und anderer kultureller Veranstaltungen dienen!
So nutzen zum Beispiel auch immer mehr (Kultur-)Veranstalter:innen, wie das Transart Festival in Bozen, das Mehrweg-Geschirr-Service vom arbeit plus Tirol Mitglied issba.
In Sachen Film muss auch das alljährliche „filmfestival im waldhüttl“ Erwähnung finden, das Jahr für Jahr soziale Themen - am Rande der Stadt - in die Mitte rückt! So zählte zu den 13 Filmen, die heuer aus 74 Einreichungen aus 24 Ländern ausgewählt wurden, auch der oben bereits genannte Film „Aller guten Dinge“, der Horuck mit seinen Mitarbeiter:innen und Kund:innen vor den Vorhang holt und dabei charmant das „2nd Life-Konzept“ für allerlei gute Dinge vorstellt, zu den cineastischen Höhepunkten.
Und nicht immer sind es die Requisiten für Theater- oder Filmproduktionen, die von Sozialen Unternehmen zu Dreh- und Aufführungsorten gebracht werden: nur allzu oft kommen die Kunst, Künstler:innen und das Publikum selbst direkt in die Räumlichkeiten von Organisationen, die Menschen beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt unterstützen. So findet aktuell etwa die Wanderausstellung „Feminism loaded“ bei Horuck Station. Sie zeigt Themen wie Gewalt gegen Frauen, Einkommensdiskriminierung, Pflege und Sorgearbeit oder geschlechtsspezifische Rollenbilder auf und regt zu Diskussion und Auseinandersetzung an – und das an einem durchwegs passenden Ort: in der tagtäglichen Arbeit des Sozialen Unternehmens ist das Erzielen von Gleichstellung und Gendergerechtigkeit ein zentrales Anliegen! Auch die Podiumsdiskussion zur Ausstellung des Stadtarchivs mit dem Titel „Hitler entsorgen!“ fand in der Flohmarkthalle heuer bereits den geeigneten Rahmen: Dabei ging es nämlich um den sowohl gesellschaftlichen als auch geschichtswissenschaftlichen Umgang mit – etwa aus Verlassenschaften stammenden – vorbelasteten Objekten aus der NS-Zeit.
Um den “Hunger auf Kunst und Kultur” zu stillen, bietet das gleichnamige Projekt den sogenannten Kulturpass (auch als App verfügbar) an, mit dem Menschen mit geringem Einkommen österreichweit freien Eintritt zu zahlreichen Kulturveranstaltungen erhalten. Er gilt bei allen Kultureinrichtungen, die Partner der Aktion Hunger auf Kunst und Kultur sind. Zugutekommen soll diese Aktion allen, die gerne am kulturellen Leben teilhaben möchten, es ich aber nicht leisten können: Menschen, die unter der Armutsgrenze leben, die die Sozialhilfe oder Mindestpension beziehen, arbeitslose Menschen, Geflüchtete und Asylwerber:innen.
Hunger auf Kunst & Kultur in Tirol wird koordiniert vom Verein unicum:mensch mit Sitz im Haus der Begegnung in Innsbruck und ist bei zahlreichen unserer Mitglieder und Partner:innen erhältlich, hier findet ihr die Übersicht. Bei folgenden arbeit plus Tirol Mitgliedseinrichtungen könnt ihr den Kulturpass beantragen: Arbeitskräfteinitiative Tirol - AKI, HO & RUCK, WAMS und zesa - Zentrum für Soziale Arbeit!
… mit diesem Zitat von Bertold Brecht dürfen wir euch einen inspirierenden Kultursommer wünschen!
[1] In: Franz, H. W., et.al. (Hg.): Nachhaltig Leben und Wirtschaften. Sozialwissenschaften und Berufspraxis . Springer, Wiesbaden, 2020.
Fotos © Horuck